ISCHE XX, 1998

Kortrijk, Belgien

Enzyklopädist der Frühaufklärung in Ungarn:

Apáczai Csere János (1625-1659)

Pukánszky Béla

Universität József Attila, Szeged,

Lehrstuhl Pädagogik

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Apáczai Csere János war einer der wichtigsten ungarischen Gelehrten in Transsylvanien der frühen 17. Jahrhundert. Er war in einem kleinen Dorf Apáca, in der Nähe von Brassó (Kronstadt) geboren. Nach der Elementarschule des Dorfes kam er in Kolozsvár (Klausenburg), in eine protestante lateinische Schule, in ein Kollegium.

Das Kollegium von Kolozsvár und Gyulafehérvár

Das Kollegium war in der ungarischen protestanten Schulsystem zwischen den 16. und 19. Jahrhundert eine Art der einheitlichen Schulkomplexes mit Internat, wo die Pastoren, die Intellektuellen der protestanten Kirche ausgebildet wurden. In diesem Kompex wurde die Elmentarschule mit der Mittelschule (Triviale Schule, Lateinische Schule) und mit der Hochschule (Akademie) in ein ununterbrochenes Vertikum organisiert. In den kleineren Städten gab es aber kein vollständiges Kollegium, sondern eine Filialie, eine sogenannte Partikularschule (partikula), d. h. eine lateinische Schule, ein Kollegium ohne Oberstufe, ohne Akademie. (Siehe Tabelle 1.) Diese Partikularkollegien hatten einen lebendigen Kontakt mit ihrem Alma Mater, mit dem Kollegium. Solche Kollegien waren z. B. in Gyulafehérvár (Weißburg) in Transsylvanien, oder in Debrecen und Sárospatak in Ungarn. Ein Partikularkollegium von Gyulafehérvár war Kolozsvár. Das Alma Mater unterstützte ihre Partikularkollegien, Filialien mit Lehrkörpern und Büchern. Das war auch eine Art der damaligen "Lehrerausbildung": die Studenten der Obersufe hatten die Möglichkeit ein-zwei Jahre lang in einer Parikularschule zu lehren. Sie waren die Praezeptoren.

Tabelle 1.

Kollegium mit akademischer Fakultät:

Theologie

(2-3 Jahre)


Philosophie

(2-3 Jahre)

Akademie

Dritte Stufe


Rhetorik

(1-2 Jahre)


Lateinische Schule


Poetik

(1-2 Jahre)


(Schola trivialis, Gymnasium)

Zweite Stufe

Lateinische Grammatik

(3-4 Jahre)


Elementare Kenntnisse

(1-2 Jahre)


Muttersprachliche Schule


Erste Stufe

 

Kollegium ohne akademische Fakultät "Partikula":


Rhetorik

(1-2 Jahre)


Lateinische Schule


Poetik

(1-2 Jahre)


(Schola trivialis, Gymnasium)

Zweite Stufe

Lateinische Grammatik

(3-4 Jahre)


Elementare Kenntnisse

(1-2 Jahre)


Muttersprachliche Schule


Erste Stufe

 

Apáczai besuchte also die lateinische Mittelschule zwischen 1636 und 1643 in Kolozsvár, wo es ein Partikularkollegium von Gyulafehérvár gab. Hier studierte er fast ausschießlich die Humanioren: die lateinische Grammatik, Rethorik und Poetik. Dieses Verbalismus war von ihm schon beklagt: als er 16 war sollte er die lateinische Syntax einzubüffeln, ohne die Regeln zu verstehen. Die Einseitigkeit de formalen lateinischen Bildung wurde nur mit dem geistigen Einfluß des Rektor-Professors Porcsalmi András kompensiert. Porcsalmi war ein engagierter Anhänger der neuen wissenschaftlichen Strömung, des Enzyklopädismus. Auch er selbst stellte seine eigene Enzyklopädie zusammen, welche als Beispiel er ihren Studenten oftmals gern demonstrierte. Porcsalmi war also für den jungen Apáczai das Modell des Wissenschaftlers, das Modell des vielseitigen Lehrers.

Nach sieben Jahren verließ Apáczai Kolozsvár, und kam in Gyulafehérvár, in das bekannte Kollegium, welche von den Fürsten Bethlen Gábor gestiftet wurde. Dieses Kollegium verfügte auch über eine Oberstufe, eine Akademie. Deshalb wurde es von den Fürsten "academico-gymnasium" genannt. Bethlen Gábor unterstützte seine beliebte Schule mit vielen Stipendien, welche den begabtesten Studenten ermöglichten, daß sie ihre Studien an verschiedenen ausländischen Universitäten beenden.

Die Peregrination der protestanten ungarischen Jungen war Jahrhunderte lang eine notwentige Praxis, ein gewöhnlicher Weg mit Bekrönung der Studien. Nur so konnten sie den Doktorat erwerben, weil in der Zeit von Apáczai in Ungarn keine protestantische Universität exisitierte. (In 1635 wurde in Nagyszombat /heute Trnava in Slowakei/ eine katolische Universität gestiftet, welche war aber von den Protestanten nicht bevorzugt.) In dem 17. Jahrhundert preferierten die Protestanten die kalvinistischen Universitäten der Vereinigten Provinzien von Holland, z. B. Franeker, Leyden und Utrecht. Die Fahrt dorthin war überaus lange und sehr anstrengend. Doch eine Menge von ungarischen Peregrinanten studierten dort. Die lateinischen Sprachkentnisse von diesen erfahrenen und nicht so jungen ungarischen Studenten waren von den Professoren und den jüngeren holländischen Mitstudenten anerkannt. Die ungarischen Schulen sicherten den Studenten in den Humanioren gute Basen, von den Realien, den Naturwissenschaften hörten sie aber nicht zu viel.

Die Mehrzahl der protestanten Studenten kam dann heim, und die Besten von ihnen erwarben Lehrerstellen in den Kollegien und Akademien von Transsylvanien. So konnte Apáczai an der Akademie von Gyulafehérvár solche junge Lehrer treffen, welche die neue wissenscahftliche und religiöse Tendenzen der westlichen Kultur schon in Holland (und teilweise in England) kennengelernt hatten. Diese junge Rektoren (Lehrer der Mittelstufe, wie z. B. Csaholczi János und Bihari Ferenc) waren also die Mediatoren des westlichen Einflusses. So wurde die Denkensart des jungen Apáczai durch die Ideen des englischen Puritanismus und Presbiterianismus stark beeinflußt.

Die wichtigste Rolle des geistigen Lebens der Akademie von Gyulafehérvár spielten aber nicht die ehemaligen ungarischen Peregrinanten, sondern die ausländischen Professoren, welche von den Fürsten Gábor Bethlen geruft und eingesiedelt wurden. Die bekanntesten von ihnen waren die Deutschen: der Poet Martin Opitz, der Enzyklopädist Johann Heinrich Alsted (Alstedius) und der Puritan-Wissenschaftler Johann Heinrich Bisterfeld. Als Apáczai in Gyulafehérvár kam, war Alsted, der weltbekannte Wissenschaftler, der ehemalige Lehrer von Comenius schon tot. Der geistige Einfluß seiner enzyklopädischen Auffasung war doch lebhaft.

An holländischen Universitäten

Als Apáczai Csere János seine Studien an der akademischen Fakultät des Kollegiums zu Gyulefehérvár beendete, reiste er in 1648 nach Ausland, in die Vereinigten Provinzien von Holland. Die Kosten der Fahrt erhob der Bischof der reformierten Kirche in Transsylvanien. Die Reise war lange und ermüdend. Die erste Univeritätsstadt, die er besuchte war Franeker. Hier hörte er nur das Ende des Sommersemesters. Er interessierte sich sehr für die Orientalistik, erweiterte sehr gern seine mangelnde hebräische Sprachkenntnisse mit der Leintung von Johannes Coccejus. In Franeker konnte Apáczai daneben auch die Werken der englischen Puritanen Wilhelm Ames (Amesius 1576-1633) gut kennenlernen. Der puritane Theologe wurde von England nach Holland verfolgt, und lehrte 10 Jahre lang in Franeker.

Der Aufenthalt von Apáczai in Franeker konnte nicht lange dauern, weil am 5-ten September 1648 finden wir ihn schon an der Universität zu Leyden. Dort hörte er Theologie von den hervorragendesten Professoren Heidanus und Triglandus, studierte Politik und Historie mit der Hilfe von Heinsius, und erweiterte seine Kenntnisse in den orientalischen Sprachen. Die Universität zu Leyden hatte damals eine privilegisierte Lage: zwischen 1626 und 1650 studierten hier 5363 Holländer und 5713 Ausländer. Die Zahl der Studenten war durchschnittlich 400 pro Jahr.

Noch im Jahre 1648 peregrinierte Apáczai weiter, die nächste Station war Utrecht, wo die Hoche Schule nur in 1636 zur Universität entwickelt wurde. Diese junge Universität kämpfte hart um die Studenten, doch gab es Jahren in denen nur 35 Studenten eingeschrieben waren. (Man muß aber auch wissen, daß das "Inscriptio", die Immatrikulation an diesen Universitäten keine strenge Pflicht war. Eine Reihe von Studenten hörte die Vorlesungen ohne Inscriptio.) Das Studium von Ausländer wurde dur verschiedenen Stipendien ungtersützt.

Die ungarischen Protestanten wählten die Universität zu Utrecht sehr gern. Auch die Professoren waren freundlich zu den peregrinierenden Ungarn, vor allem Gisbert Votius, der Primarius der Universität. Er Stiftete ein Stipendium für die Studenten aus Ungarn. Diese Studenten hatten das Privilegium die Vorlesungen ohne Lehrgeld hören zu dürfen. "Gratis inscriptus est quia Hungarus" kann man in dem Matrikula neben den Namen von Ungarn oft lesen. Die erfahrenen protestanten Studenten aus Ungarn schätzten die Disziplin der holländischen Universitäten hoch. Auch das kalvinistische Lebensstil, die sogenannte "Precisheit" des holländischen Alltagslebens gefiel ihnen.

In Utrecht formierte sich ein Kreis von ungarischen Studenten, dessen Mitglied neben Apáczai auch der Hebräist, Komáromi Csipkés György war. Er verbrachte neun Monate in England, so kann er die neuen Nachrichten der Revolution in England den anderen Studenten mitteilen. So hörten sie über den Tod der König Charles, und über die Rolle der Indepenten in der Politik von England. Apáczai war kein Anhänger der Indepenten, seine religiöse Auffassung war aber stark durch das puritan Presbiterianismus beeinflußt.

Auch Naturwissenschaftler waren Mitglieder des "Utrechter Kreises". Einer von ihnen war Enyedi Sámuel, wer bei dem bekannten französischen kartezianen Professor, Henri Le Roy (Regius) Medizin hörte.

Der stärkeste, Glaubensart-formierende Einfluß war für Apáczai das Treffen mit den Werken von René Descartes. Er wurde bald zu einem enthusiastischen Kartesianer: wurde von den matematischen Methoden von Descartes tief beeindruckt. Seine Überzeugung änderte sich nicht trotz der Tatsache, das der Patrone von ihm, der Professor-Primarius Gisbert Votius ein entschlossener Gegner von Descartes war.

Die Quelle kannte der naturwissenschaftlichen Neuigkeiten für Apáczai waren die Vorlesungen und die Werke von den kartesianen Medizin-Professor, Heinricus Regius (Le Roy), wen er wohl auch persönlich kannte. Vor allem war er aber Theologe und Orientalist, und schon am Anfang seines Aufenthaltes in Utrecht nahm er in dem geistigen Leben der Universität teil. Es ist interressant, daß er seine Dissertation nicht unter dem Obhut von Voëtius verfertigte. Für eine kurze Weile zog er nach Harderwijk, wo eine neue Universität gestitftet wurde, und dort verteidigte er seine Doktorarbeit, deren Thema der Sündefall des ersten Menschen, Adam war. So wurde Apáczai zu dem ersten Doktor der Univerität zu Harderwijk. Es ist eine Hypothese, daß der Rektor der neuen Universität den weltbekannten Voetius um einen seiner begabten Studenten als Kandidat zur ihrer ersten Promotion bat. Diese Möglichkeit war für alle nützlich: Apáczai konnte rasch promovieren, und die Universität zu Harderwijk hatte eine vorbildliche Promotion und dann ein schönes Fest anläßlich Apáczai's Doktorat.


Der junge Wissenschaftler in Gyulafehérvár und Kolozsvár

Nach der Promoiton kehrte Apáczai in Utrecht zurück, wo er mit der Arbeiten seines Wauptwerkes, Magyar Enciklopédia (Ungarische Enzyklopädie) begann. In 1651 heiratatete er die Tochter einer reichen Bürgerfamilie: Aletta van der Maet. (Wie die Quellen sagen, das war gegen allen Konventionen. Die peregrinanten Studenten aus Ungarn wählten eine ausländische Frau nur ganz selten. Apáczai und der bekannte Schriftsteller, Szenczi Molnár Albert waren Ausnahmen.) Als Wissenschaftler hatte Apáczai verheißende, schöne Perspektiven in Holland. In einigen Jahren hätte er gewiß ein Lehrstuhl der orientalen Sprachen an der Universität zu Utrecht erworben können. Inzwischen erhielt er aber den Brief des Bischofs aus Transsyalvanien, in dem er den jungen Wissenschaftler nach Hause rief. Die Heimkehr war für Apáczai ein etisches Imperativus, eine Pflicht, deren Quellen in seiner Liebe zu dem Vaterland wurzelten.

So machte sich die kleine Familie: János, Aletta und ihr kleines Kind auf den langen, erschöpfenden Weg nach Transsylvanien. Im Herbst 1653 war Apáczai schon zu Hause in Gyulafehérvár. Er wurde Rektor (Lehrer der Mittelstufe) in dem Kollegium: er sollte die Klasse der Poetik an der gymnasialen Fakultät leiten. Es war damals eine Konvention die neuen Professor-Kandidaten bei der Lehre in der Mittelschule auszuprobieren. (Nach der Meinung einiger ungarischen Apáczai-Forscher war für Apáczai diese Situation demütigend. Wir sind anderer Meinung: der Rektor-Professor, Johann Heinrich Bisterfeld, wer der ehemalige Mentor von Apáczai war, hatte mit dem jungen begabten Wissenschaftler weitgehende Pläne.) Das Einkommen des jungen Rektors wae aber doch seinem Talent anpassend: 250 Forint in einem Jahr und die Naturalien. (Das Einkommen des Rektor-Professors der Akademie war cca. 1000 Forint.)

Apáczai war ein karismatischer Lehrer: auch die Studenten der akademischen Fakultät besuchtet seine Vorlesungen als er die Georgica von Vergilius in der Mittelstufe analysierte, und weitgehende Kommentare in den verschiedenen Themen der Naturwissenschaften hinzufügte. (In dem demaligen Lehrplan des Kollegiums waren die Humanioren und die sprachliche Bildung im Zentrum, die Naturwissenschaften waren nur selten und oberflächlich aufgearbeitet.) Der Ruf von Apáczai wurde immer größer, die Studenten wählten seine Vorlesungen anstatt der anderen Professoren.

Apáczai Csere János war ein enthusianer Puritan-Presbiterianist, und daraus machte er kein Geheimnis. Nicht nur im Kreis seiner Freunden sonder auch auf dem Katheder kämpfte er gegen die protestante Orthodoxie. Diese Offenheit besiegelte sein Schicksal. Der Fürst Rákóczi György, der Zweite war ein entschlossener Gegner des Puritanismus. Nach dem Tode des Rektor-Professors, Bisterfeld, wurde Isaac de Basire (Basirius) zum Primarius der Akademie. Basirius einer des Priesters des getöteten englischen Königs Charles war ein unerbittlicher Antipuritaner. Am 24. September 1655. wurde Apáczai zu einen öffentlichen Diskussion über das Puritanusmus aufgefordert. Er verteidigte sich als Presbiterianer, Basirius aber klagte ihn wegen Independentismus an. Apáczai wurde seines Lehramtes enthoben, und der Fürst Georg Rákóczi schickte ihn in Exil. Der Magistrat der Stadt Kolozsvár eilte ihm zur Hilfe: er wurde zum Rektor-Professor der Kollegium in Kolozsvár gewählt.

Viele Studenten von Gyulafehérvár folgten Apáczai nach Kolozsvár. Am 20. November 1656. war sein Antrittsvorlesung in dem Auditorium des Kollegiums über die Notwendikgeit der Elementarschulen in Transsylvanien (De summa scholarum necessitate). Er hatte sehr vieles zu tun: das Gebäude brannte vor einem Jahre nieder, er sollte das Renovieren führen. Daneben kämpfte er mit seinem antipuritanen kirchlichen Gegner, mit denen er heftig debattierte. Sein Traum war das Kollegium-Filialie (particula) in Kolozsvár zu einem vollständigen Kollegium mit Akademie zu entwickeln, und später auch eine Universität zu stiften. Seine Träume wurden nicht zur Wahrheit: am Silvesterabend 1659 starb er in Tuberkolose. Seine Frau Aletta lebte nur ein-zwei Jahre weiter...

Die Ungarische Enzyklopädie (Magyar Enciklopédia)

Das Hauptwerk von Apáczai Csere János ist die Ungarische Enzyklopädie (Magyar Enciklopédia). Das größte Teil von dem wurde noch in Utrecht geschrieben, und nur einige Kapitel sollte er in Gyulafehervár beenden. Das Buch wurde im Jahre 1655 in Utrecht gedruckt, aber auf dem Titelblatt steht die Nummer 1653. (Es war keine Neuigkeit ein ungarisches Buch in Holland drucken zu lassen: Schon in den 40-er Jahren des 17-sten Jahrhundert erschienen dort Bücher von ungarischen puritanen Wissenschaftlern.) Die letzte Kapitel schickte Apáczai von Transsylvanien nach Holland, deshalb konnte er die ziemlich vielen Druckfehler in diesen teilen schon nicht korigieren.

Apáczai war ein enthusiaster Anhänger von Descartes, (ein Kartezianer, wie es damals genannt wurde). Das kann der Leser der Enzyklopädie schon am Amfang sehen. Bei der systematischen Darstellung der Wissenschaften folgt er die Gedanken von Descartes, er strebt danach alle Erscheinungen zu einem einheitlichen Prinzip zurückzuführen.

Die erste ungarische Enzyklopädie hat 11 Kapiteln. (Nach der Meinung der Apáczai-Forschern hatte er vor auch ein Kapitel über die Sprache und Literatur zu scheriben, aber nach dem Heimkehr veränderte er seine Absicht. Bán, 1958, 170.) Die Proportionen der einzigen Wissenschaftsterritorien sind die Folgende:

Philosophie: 26 Seiten,

Mathematik und Naturwissenschaften: 257 Seiten,

Gesellschaftswissenschaften: 74 Seiten,

Theologie: 47 Seiten.

Man kann sehen: für Apáczai war es wichtig die neuesten Ereignissen der jungen Naturwissenschaften in ungarischen Sprache zu veröffentlichen. Aber nicht nur die Naturwissenschaften alle Kenntnisse wollte er in ungarischen Sprache publizieren. Das war eine eizigartige Idee in der Gechichte der ungarischen Kultur!

Neben Descartes hatte Apáczai mehrere wichtigen Quellen, wie der Enzyklopädist: Alstedius, die puritanen Theologen: Ramus und Amesius und der karteziane Mediziner: Regius. Einige Kritiker von Apáczai bemerken, daß die Ungarische Enzyklopädie kein originelles Werk ist, es ist eine Kompilation. Es ist die Wahrheit, daß Apáczai übersetzte vieles beinahe von Wort zu Wort. Vielmals excerpiert er, aber die Konstruktion seines Werkes ist koherenter, als seiner Quellen. Für Apáczai war im Falle der Ungarische Enzyklopädie das pädagogisches Ziel viel wichtiger, als die originalität des Wissenschaftlers. Er wollte den ungarischen Studenten ein ungarisch geschriebenes Sachbuch geben. Dazu sollte er auch eine Reihe von ungarischen Fachwörtern schaffen: Apáczai war einer der frühesten Neologen der ungarischen Sprache.

In der Ungarischen Enzyklopädie stellte Apáczai auch seine Gedanken über eines neuen Lehrplanes des Kollegium zu Gyulafehérvár dar. Wenn wir ein Blick auf die provisorische Reihenfolge der Fächer werfen, sehen wir, daß die ungarsprachige Enzyklopädie die Studenten gar nicht von dem Lernen der toten Sprachen (dei Apáczai: Griechisch, Lateinisch, Hebräisch, Arabisch) enthebt:

 

Tabelle 2.

Akademie mit paralellen Fakultäten

Logik

Mathematik,

Astronomie,

Musik

Naturwissenschaften

(Philosophia naturalis),

Medizin

Theologie,

Ethik,

Ökonomie,

Ecclesiastik,

Politik

Rethorik, Poetik, Geschichte.

Lateinische und griechische oratorischen Werke,

Poetik in lateinisch.

Lateinische Schule

(Trivialische Fakultät)

Die Ungarische Enzyklopädie und die vier Sprachen mit Grammatik. Das Lesen von lateinischen, griechischen, hebräischen und arabischen Werken.

Lesen und Schreiben in Muttersprache, dann griechisch, lateinisch, hebräisch und (optionell) arabisch.

Elementar-schule

Lesen, Schreiben, Kathekismus in Muttersprache

 

Man kann sofort feststellen, daß dieser Plan mit schweren paralellen Aufgaben überfüllt ist: die Studenten der Mittelstufe sollten gelichzeitig die Enzyklopädie erlernen und auch die vier "tote Sprachen" studieren. Apáczai sollte das Problem bemerken, weil er schon im Jahre 1654 einen kleinen Dialog mit dem Titel: "Rat an einem beim Lernen erschöpften Jungen" publizierte. Das Modell des Werkes war ein Traktat von dem bekannten Humanisten Johannes Fortius (Johannes Sterk van Ringelberg). In dem ungarischen Text Apáczai stellt dem Jungen das Modell des puritanen Studenten vor: Er muß ein Ziel setzen, welches noch niemand erreicht hatte. Dafür soll er dann mit allen Kräften lernen, Methoden folgen wie gemeinsames Lernen mit den anderen Studenten, Vorlesungen halten usw... Doch: der Modell dieses vorbildlichen Studenten sollte Apáczai selbst sein, mit seinem puritanen Charakter und überdurchschnittlichen Fähigkeiten. Hätte der Plan zur Warheit geworden werden, so konnten nur wenige Studenten diese Aufgaben erfüllen...

Auch das Erarbeiten des Textes von dem Enzyklopädie mochte nicht einfach sein: die Zusammenhänge der Begriffe wurden nicht mit Tabellen demonstriert, und die Regeln wurden nicht mit Exemplaren beleuchtet. (Alsted veröffentlichte auch Abbildungen, Illustrationen und Tabellen in seinen Enzyklopädien. Apáczai vielleicht aus finanziellen Gründen gab nur den "puritanen" Text in die Hände der Leser. In Ungarn war es in der Zeit eine Gewohnheit bei dem Lesen auch Tabellen zu verferigen, welche die Systematik und Zusammenhänge der Begriffe symbolisierten.

In der Praxis des Unterrichts hatte Apáczai die Veranschaulichung für wichtig: in der Enzyklopädie schreibt er über die Vorteile des Benutzens von der Lankarte und dem Globus. Bei dem Studieren der Wissenschaften ist es wichtig so Apáczai , daß man von der einfacheren Fächern zu den Komplizierten gehe. So empählt er die folgende Reihe in der Enzyklopädie: Geographie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Ethik, Politik, Mathematik, Geometrie, "allgemeine Naturwissenschaften", Erkenntnistheorie, Logik usw.

Die Entwicklung des System der protestanten Schulen in Transsylvanien war für Apáczai eine der wichtigsten Ziele. Über Pädagogik schreibt er auch in der Enzyklopädie wo er z. B. die wichtigsten Charakterzüge des Lehrers aufzählt. Noch mehr sagt er in seiner Antrittsvorlesung in der Aula des Kollégiums zu Kolozsvár. Der Titel dieser auch in gedruckter Form publizierten Rede war "Über die Notweindigkeit der Stiftung von Elementarschulen" (De summa scholarum necessitate, 1656). Er fordert mit leidenschaftlichen Wörtern die Entwicklung der Elementarschulen, weil nach seiner Meinung auch der gesellschaftliche Fortschritt hängt von dem Niveau der Schulen. (Seltsamerweise stifteten die Protestanten bis zum 19. Jahrhundert nur wenige kleinen Schulen mit selbständigem Lehrstoff in Muttersprache. Ihre Absicht war die Kollegien mit Elementarstufe in allen größeren Siedlungen zu entwickeln.) Deshalb schreibt Apáczai: "Wache auf, du schläfriges ungarisches Volk, öffne die Augen und stifte Vernacularschulen..." (De summa scholarum necessitate).

Als Fazit können wir festellen: Die Entwicklung der ungarischen Kultur und Bildung war für Apáczai eine zentrale Frage. Er hatte eine Idee über eines entwickeltes Schulsystems in den protestanten Transsylvanien. Er forderte ausgebaute Elementarschulen mit Muttersprache; Kollegien mit akademischer Fakultät, wo die Studenten neben den Humanioren auch die jungen Naturwissenschaften erlernen können; endlich eine protestantische Universität mit hochem Niveau, wo die Studenten ihre Studien vollständig beenden und promovieren können.

Die Ungarische Enzyklopädie war für ihn ein Mittel, mit dem die Gelehrten die ungarsprachige Wissenschaften und dadurch die Kultur Ungarns weiterentwicklen können. Auch er glaubte, wie andere Denker der Aufklärung, daß man durch die Entwicklung Kultur auch die gesellschaftlichen Vehältnisse und das Lebensniveau fördern kann.

Apáczai's Reformgedanken über ein neues Schulsystem und über einen neuen Lehrplan in den protestanten Kollegien realisierten sich in seiner Epoche nicht. Die Ungarische Enzyklopädie lebte aber nach seinem Tode weiter.

Wichtigste ausgewählte Literatur:

Apáczai Csere, János (1959-1961): Magyar Enciklopédia (Ungarische Enzyklopädie).

Bán, Imre (1958): Apáczai Csere János. Budapest.

Herepei, János (1966): Apáczai Csere János és kortársai. (Apáczai Csere János und seine Zeitgenossen.) Szeged-Budapest.

Orosz, Lajos (Hrsg.) (1956, 1976): Apáczai Csere János válogatott pedagógiai mûvei. (Die ausgewählten pädagogischen Werke von Apáczai Csere János.) Budapest.